Mainzer Bischof Peter Kohlgraf gibt ein Interview über den Missbrauch in der Katholischen Kirche und spricht über die Fehler seines Vorgängers Kardinal Lehmann, für die ZEIT CHRIST & WELT.
In Rom beraten die Bischöfe der Welt diesen Monat über die Lehren aus dem Missbrauchsskandal. Doch nicht einmal in Deutschland sind sich die Hirten einig, was zu tun ist. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf über vertane Chancen, die Schuld der Vorgänger und die Gnade der späten Geburt. Peter Kohlgraf wurde 1967 in Köln geboren. Sein Vater war Maurer, seine Mutter Krankenschwester. Er studierte Theologie in Bonn, wurde 1993 zum Priester geweiht und arbeitete mehrere Jahre in der Schulseelsorge. Von 2010 bis 2013 war er Privatdozent an der Katholischen Hochschule in Münster.
Im Jahr 2017 ernannte Papst Franziskus Kohlgraf zum Bischof von Mainz. Dort trat er die Nachfolge von Karl Kardinal Lehmann an, der das Bistum über Jahrzehnte prägte. Anders als sein Vorgänger Karl Kardinal Lehmann lebt Peter Kohlgraf im direkten Schatten des Mainzer Doms. Hier, in einem Haus aus dem 19. Jahrhundert, hat er Quartier bezogen in einer Dreizimmerwohnung. Bis unter die Decke türmen sich im Büro des Bischofs die Bücher. Die gesammelten Werke Thomas Manns stehen gleichrangig neben Kriminalromanen englischer Herkunft. Nur die Bibel in der Übersetzung Martin Luthers hat einen Sonderplatz am Fenster erhalten.
Text: Raoul Löbbert & Fabian Klask
Fotos: ©ZinoPeterek